Finanzbildung: Wissen allein reicht nicht

Wirtschaft und Arbeit
Montag,
22
.4.
2013
 
Wien
Verein für Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften

„Finanzbildung als Schlüssel gegen die Schuldenkrise“ war Thema einer Podiumsdiskussion des Vereins für Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften im BSA. Hochrangige ExpertInnen zeigten Problemfelder auf und diskutierten Verbesserungsmöglichkeiten, um den sinnvollen und nachhaltigen Umgang von Jugendlichen mit Geld zu fördern.

Finanzbildung an Schulen ist gefragt

Die Unwissenheit der österreichischen Jugendlichen über die persönlichen Finanzen ist groß. In einer 2012 unter Lehrlingen durchgeführten Studie der Arbeiterkammer Wien gaben nur 14% an, ihre konkreten Kontokonditionen zu kennen. Die teils abenteuerlichen Antworten lassen in weiterer Folge darauf schließen, dass die Dunkelziffer der Uninformierten noch viel größer ist. Zudem sind bildungsfernere Schichten weitaus häufiger von einer Überschuldung betroffen als Personen mit einem höheren Bildungsstand. „Die Zeiten haben sich geändert. Finanzbildung in den Schulen muss ein fixer Bestandteil des Lehrplans sein und die LehrerInnenausbildung muss verbessert werden“, fordert Gabriele Zgubic-Engleder, Abteilungsleiterin Konsumentenpolitik der Arbeiterkammer Wien. Ein Bekenntnis der Bildungspolitik zum Thema ist gefragt.

Financial Literacy spielerisch erlernen und umsetzen

Doch Finanzbildung - oder Financial Literacy, wie es im Englischen heißt –bewirkt noch nicht zwingend eine Verbesserung der persönlichen Finanzsituation. „Vergleichen wir Finanzbildung mit Mülltrennung: Zu wissen, wie es geht, reicht noch nicht, um einen Unterschied zu machen. Die Jugendlichen müssen ihr Wissen auch anwenden“, gibt Anna Mostetschnig von ThreeCoins zu bedenken. Um dieses Wissen spielerisch zu erlernen, entwickelt das Unternehmen ein Computerspiel für die Zielgruppe Jugendliche. „Wir wollen nicht mit dem erhobenen Zeigefinger predigen, dass Finanzwissen wichtig ist. Unser Spiel ist Abenteuer und Action. So wollen wir Jugendliche dazu bringen, einen nachhaltigen Umgang mit Finanzen zu üben, um ihn dann ins echte Leben zu übertragen“, fügt Katharina Norden, ThreeCoins-Geschäftsführerin, hinzu.

Bankprodukte verantwortungsvoll gestalten

Der Ausbau von Präventions- und Informationsmaßnahmen gilt als wichtige Säule im Bereich der Schuldenvorbeugung. „Die Verantwortung der Banken, ihre Produkte so zu gestalten, dass KundInnen auch die realistische Möglichkeiten haben, ihre Schulden wieder loszuwerden, darf nicht außer Acht gelassen werden“, merkt Alexander Maly, Geschäftsführer und Mitbegründer der Schuldnerberatung Wien, an. Die Financial Literacy-Beauftragte der Erste Bank, Annunziata Schmidt-Chiari, zeigt die Möglichkeiten des Bankensektors auf: „Wir bieten Workshops für Jugendliche an, um sie zu informieren. Doch viel ausschlaggebender ist die Schulung unserer MitarbeiterInnen und die Zusammensetzung unserer Produkte – damit KundInnen sie verstehen können.“

Die Politik ist gefragt

Konsens unter den PodiumsdiskutantInnen herrscht bei der Rolle der Politik. Sie ist gefordert, Gesetze und Regulierungen an den Stand der Zeit anzupassen, um BürgerInnen bestmöglich vor einer Schuldenfalle zu bewahren. Der Aufbau von Finanzkompetenz muss dabei als langfristiges Projekt gesehen werden, welches weit über eine Amtsperiode hinausgeht.

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